Mittwoch, 17. Mai 2017

Fazit

Berge, Wälder, Felder und Wiesen haben wir bei uns auch.  Das kennen wir und ist uns vertraut. Die Kombination mit Küste und Meer - so beides zu haben - und das auf einem so langen Zeitraum war für mich faszinierend und was ganz besonders. Also, eine gute Entscheidung - dank Brigitte - den küstenweg zu gehen. Das herrliche Wetter hat natürlich dazu beigetragen, dass es sooo wahnsinnig schön war.

Was ich auch beeindruckend finde,  ist, die Bescheidenheit,  mit der ich und ich denke auch die anderen Pilger, unterwegs waren. Keine gefüllten Einkaufswagen, nur für den Tag einkaufen. Da ich  ständig wegen des Gewichts überlegte, hatte ich manchmal nur ein Stück Brot, eine Banane und das wichtigste,  immer  Wasser dabei. Jeden Morgen sechs Wochen in die gleiche Hose zu schlüpfen,  war "wie Arbeitsklamotten anziehen ". Kein Problem.  Abends hätte ich mir manchmal eine Auswahl gewünscht. Dennoch,  es war auch witzig,  dass meine leggins, die ich abends trug, auch meine Schlafhose für die Nacht war. Und schminken? Zuhause hab ich mir noch Lippenstift, Augenbraunstift und Ohrringe eingesteckt. Die ersten Tage war es noch in meinem Denken, aber  schon nach der ersten Woche,  völlig unwichtig.

Und was frische Luft und Wandern müde machen kann. Wahnsinn. Mit einigen Ausnahmen habe ich immer gut geschlafen und war manchmal schon am späten Nachmittag müde. Den anderen schien es genauso zu gehen: wenn um 22 uhr das Licht ausging,  war Ruhe und es dauerte nicht lange uns man hörte die ersten Schnarcher. Eine wohltuende Gemeinschaft.

Gleichgesinnte! Wie die Rillen der Jakobsmuschel alle vorne zu einem Punkt zusammen laufen, laufen auch wir PilgerInnen jede ihren Weg und haben doch EIN Ziel. Wenn ich mal nicht wusste,  wo der Weg denn weiter geht, und ich sah einen backpacker (und noch mit einer Muschel am Rucksack ), dann wusste ich,  wo es weiter geht. Das Wanderzeichen, der gelbe Pfeil oder die gelbe Muschel auf blauem Untergrund, war für mich wie ein Geländer zum fest halten.

Nun sitze ich in compostela am Flughafen und warte auf auf die boarding time. Treffe die Frau,  die die spirituelle Stadtführung an der Kathedrale gemacht hat.  Sie ist auch auf dem weg nach hause.  Gleicher Flug. Wie trinken einen Kaffee zusammen. 

Wenn ich nicht diese Beeinträchtigung mit meiner LWS, ischias, Hexenschuss oder was immer auch hätte,  würde ich auf Wolke 7 schweben und wäre voll im camino-rausch.

Adios!

E n d e



Dienstag, 16. Mai 2017

16.5.2017 compostela - finisterre

Es geht heute noch mal ein Stück weiter. Aber vorher frühstücke ich noch mit brigitte 2 zusammen und wir verabschieden uns innig. Vielleicht sehen wir uns ja noch mal wieder?!

Rucksack auf den Rücken.  Um 9 uhr kommt der Bus nach fisterre. Immer noch kein gutes Gefühl,  den Rucksack wieder zu tragen. Auch während der Fahrt spüre ich unangenehm meinen Rücken und überlege kurz, durchzufahren. Aber tat ich denn doch nicht. Zwei orte vor fisterre in Cee steige ich aus, schmeiss mir das Ding auf den rücken, will los gehen und merke "das geht gar nicht". Diesmal linke pobacke, ziemlich heftige Stiche.  So eine sch ....
Ich humpel tapfer 3 km in den nächsten ort nach corcubion. Noch neun km hab ich vor mir. Mache Pause und schlucke diesmal wohlüberlegt eine iboprofen. Wie soll ich sonst vorankommen? Gehe weiter,  komme wieder an eine Landstraße, Daumen raus, Auto angehalten und ich wieder wurde auf "Engelsflügeln" (leichtsinn??) bis zur Alberge nach Fisterra mitgenommen. Ein Bett für die Nacht habe ich.

Rucksack weggestellt, wanderschuhe aus, Tablette wirkt und ich gehe gaanz langsam Schritt  für schritt zum Kap Finisterre, was heisst "bis ans ende der Welt ". Es war eine gute Entscheidung,  meinen Abschied an diesem Ort zu verbringen. Zum Abschluss noch mal ans Meer. Überall sitzen meist schweigend vereinzelt Menschen. Es gibt Kreuze  und andere Stellen,  wo Pilger ihre Sachen verbrennen, weil sie verschlissen sind - vielleicht aber auch, um sich symbolisch von irgendwas zu befreien, zu erleichtern oder von Altem zu lösen.

Während ich da so sitze und aufs Meer schaue, denke ich "Ja, ich habe ES geschafft":

Ich bin dankbar, glücklich und stolz! 

Ich bin glücklich, so ein relativ sorgenfreies Leben zu leben und mir so eine lange Reise zu erlauben und auch zu schaffen.

Ich bin unsagbar stolz, dass ich so super coole Söhne großgezogen habe, die ich über alles liebe.

Ich mach jetzt weiter, weil das ging mir alles durch Bauch und Kopf und Herz.

Zwei Enkeltöchter, die mich Freude und Leichtigkeit füllen.

Die wunderbaren hübschen Partnerinnen meiner Söhne,  die ich sehr schätze und mag und ich spür das umgekehrt auch.

Ich bin glücklich und dankbar, meine freundinnen und freunde zu haben,  mit denen ich lache, meine hobbies teile und immer ein offenes Ohr finde,  wenns mal gerade nicht so gut läuft. So manche Durststrecke haben sie mich begleitet.

Und ich habe meine Schwester und schwager. Meine Schwester, die mich mein ganzes Leben lang kennt. Sie sind immer für mich da, wenn ich sie brauche.

Ein Leben in Fülle!  Das alles habe ich geschafft .....     mit Gottes Hilfe, mit Gottes Segen!

Wenn ich mich also hin und wieder alleine fühle,  ist das nur ein kleiner Bereich von der Fülle, in der ich lebe.

Abends habe ich mir eine einsame Stelle zwischen den Felsen gesucht und ein T-Shirt verbrannt. Das steht so für was  abgeschlossenes Altes und mal sehen, was Neues auf mich zu kommt.

.... und bin endlich auch zur Massage gewesen ....

Montag, 15. Mai 2017

15.5.2017 Santiago de compostela

Ich habe es geschafft!

837,8 km
plus umwege, plus Abendspaziergänge,
minus ca. 50-60 km für trampen, bus fahren, taxi fahren

Einzug mit glanz und gloria? Siegesgefühle?Nein, gar nicht.  Hauptsächlich nur Erleichterung, jetzt endlich zu pausieren.

Heute die pilgermesse war mir alles zu voll, zu touristisch und der ganze Prunk dieser kathedrale lässt mich zwar staunen, aber es erreicht nicht mein herz. Mein Herz hat eine Nonne erreicht mit ihrem Gesang und ihrer kristallklaren wunderschönen Stimme - da liefen mir die Tränen. Der 54 kg schwere weihrauchkessel (botafumeiro) kam auch zum Einsatz und wurde an einem langem Seil mit einer Länge von 65 m hin und her geschwenkt wird. Ein Schauspiel!  Alles fotografierte und filmte. (Siehe bilder)

Ich bekomme eine sms von Brigitte 2. Sie ist in santiago eingetrudelt. Wir treffen uns an der Kathedrale.

Wiedersehensfreude. Sie ist in der gleichen alberge wie ich. Schön. Wir haben uns am Anfang des pilgerns getroffen und kennengelernt und nun am Ende noch mal zum Abschied.  

Wir gehen zusammen in die Altstadt  und treffen caro, Mario und Tobias. Alle zusammen gehen wir essen.  Tintenfisch mit salat und vino blanco (11 €).

Caro und ich trinken noch in einer anderen bar ein letztes Bier.  Da kommt steve aus colorado an und gibt einen aus. Er will noch weiter laufen nach finesterre. Überall feiern die Leute,  die pilger?, wahrscheinlich ihren Sieg,  es geschafft zu haben oder auch ihren Abschied.  Meist ist compostela das ende der Reise. 

Ich habe noch zwei Tage vor mir.


Bei den Bildern sind zwei Urkunden dabei, eine auf latein (villamam) über meinen spirituellen weg und eine mit der offiziellen km-zahl von 815 km. Auf einem Bild sind die vielem Stempel zu sehen in meinem pilgerpass, die ich als Beleg bzw Beweis benötigte, tatsächlich den Weg bestritten zu haben. 




Sonntag, 14. Mai 2017

14.4.2017 labacolla - monte do gozo - santiago de compostela 10,5 km

Die pilger früher haben sich nun gewaschen und waren voller Vorfreude, ihrem Gott oder Jakobus näher zu sein und hofften, durch ihren mühsamen pilgerweg von ihren Sünden und von Krankheiten befreit zu sein.

Ich bin auch voller Vorfreude,  endlich am ZIEL zu sein, um nicht mehr wandern und vor allem nicht mehr den Rucksack tragen zu müssen.

In der vergangenen Nacht bin ich einmal schlaftrunken aufgewacht, dachte an ein Erdbeben und meinte, den Schatten eines Mannes gesehen zu haben. Ich glaube nun, der hat an meinem Bett gewackelt,  weil ich so laut geschnarcht habe. Wie peinlich ist das denn?

8.30 uhr Start. Wie schön,  dass ich gestern soweit gegangen bin, so naht mein Ziel schnell.  In monte de gozo, genannt "der berg der Freude " habe ich einen Blick auf santiago und hoffe sehr, dass ich im seminario de Mentor, ein ehemaliges knabeninternat, ein Zimmer bekomme. Scharen von Menschen strömen nach compostela. Zur zeit täglich 700- 900 menschen (pilger, urlauber, Touristen ). In der hauptsaison an die 3000 täglich. Um 11 uhr habe ich ein Einzelzimmer für 16 € im riesigen ehem. knabeninternat. Ich buche direkt zwei Übernachtungen.  Toll, einfach mal bummeln ohne Rucksack.  Schließe meinen Rucksack in einen Spind,  weil ich erst um 13.30 uhr ins zimmer kann.

Laufe zur gewaltigen Kathedrale, schaue hier und da. Habe noch nicht gefrühstückt und suche nach einem netten cafe oder bar. Da lande ich im Pilgerbüro, wo ich meine compostela-urkunde abholen kann. Wilma heisst auf lateinisch "villamam". Witzig. Eine irre lange Schlange und ich muss lange warten,  um Urkunde und Stempel zu erhalten. Danach habe ich dann keinen hunger mehr auf Frühstück und Appetit auf eine Suppe. Diesmal nehme ich eine Fischsuppe. Lecker (3 €).

So nun zurück zum seminario und Zimmer angucken. Da läuft vor der Kathedrale caro auf mich zu und weint. Sie weiß gar nicht warum,  einfach so.  Erleichterung?  Freude? Wir verabreden uns für 18 uhr.

Bin ganz oft müde und lege mich in meinem kleinen Zimmer erst mal ins Bett und döse. Zimmer 3. Etage, wunderschöner Ausblick vom Fenster auf santiago de compostela. Bin zufrieden.

18 uhr spiritueller Rundgang  (deutschsprachig). Anschließend noch  eine Andacht mit  Einzelsegnung. Mir hats gut getan. Es war eine vertraute Verbindung oder Gemeinschaft mit dieser Gruppe. Um 20 uhr treffe ich caro und auch Mario und Tobias. Wir gehen zusammen essen.

Caro hat mir erzählt, dass der Tätovierte wegen meinem Schnarchen mal nicht schlafen konnte und aufgestanden ist und in der Küche geschlafen hat.  Manoman. Ohrstöpsel sollte nun doch wirklich jede/r dabei haben! 

Nun ist es schon 23.50 uhr. Hier im seminario ist erst um 0.30 uhr Einschluss.

13.5.2017 arzua - pedrouzo - lobacolla 28,4 km

39,8 km bis santiago de compostela

Um 8 uhr verlassen wir die Pension, gehen o-saft und kaffee trinken und um 8.30 uhr geht's los.

Sofort fallen die vielen pilger auf,  die vom frances dazukomnen. Ganze Gruppen und scharen. Es wird laut und ungemütlich. Zwischendurch souverniersstände, an denen Muscheln,  wanderstöcke und alles mögliche verkauft wird.  Vielen gehen mit leichtem Gepäck.  Vielleicht wird der Rucksack transportiert oder sie sind nur für einen kurztripp auf dem camino. Vor mir ist ein Trupp von ca. 10 Engländerinnen mit stöcken "klapp klapp klapp". DIe wollen einfach nur Spaß haben. Ist doch ok.  Mich nervt es dennoch. Sie telefonieren, lachen, sind laut. Ich bekomme schon einen Vorgeschmack  auf zu Hause.  Alle, die an einem vorbei ziehen sagen "buen camino ". So ist das halt auf dem camino, aber andauernd ist es lästig. Mir geht's so. Ein völlig anderes Bild tut sich auf. 

Es fängt zu regnen an. Da kommt zum Glück eine Bar. Wir finden einen platz, aber  es ist so voll und zur Toilette und an der bar-theke stehen die pilger Schlange. Natalie will weiter,  am liebsten noch heute bis santiago. Sie zieht im regen weiter.  Ich bleibe noch eine ganze weile sitzen,  bis es aufgehört hat. Dann ziehe auch ich weiter. Die ersten 8 km habe ich hinter mir. Irgendwann nach dem nächsten 8 km kehre ich ein und esse eine kohlsuppe mit weißen Bohnen und trinke einen weisswein dazu. Nebenan höre ich die Engländerinnen lachen. Nun ja. Es ist wie es ist.

Das Wetter wechselhaft. Windig und zwischendurch regnet es immer wieder.  Ich folge dem pulk Menschen. Will eigentlich in pedrouzo übernachten. Da gibt's einige Herbergen. Habe aber keine Lust auf die vielen Menschen und gehe weiter in der Hoffnung auf pension oder hotel. Mache nochmal eine teepause und wandere 4 km weiter nach amenal. Da ist ein hotel. Ist zwar voll,  aber sie bieten mir an, mich zu einem hotel zu fahren und morgens wieder zurückzubringen. Ich sage schon zu. Da höre ich den Preis: 45 €. Das ist mir zu teuer. Also wandere ich weiter. Die nächsten 7 km bis nach lobacolla zu einer neuen alberge, am flughafen von compostela vorbei.  Wind und regen! Da kommt ein schnittiger pilger daher, ein deutscher.  Der will auch in die Herberge und wir gehen zusammen. Nach 28,4 km kommen wir an und es sind noch  betten frei. (12€) Gott sei dank. Ich bin kaputt. Schuhe aus und schmeiß mich aufs Bett. Duschen sind mir nicht heiß genug.  Đer schnittige mann,  51 Jahre,  ist jeden Tag 40 km gewandert. Er will noch zum Supermarkt. Ich sage ihm, dass ich keine Energie mehr habe. Nach einer Weile kommt er an und sagt,  dass er einfach ein paar kleinigkeiten gekauft habe und wenn ich möchte,  könnten wir in der Küche was essen. Das hat mich total gefreut. So bin ich mit Wolldecke in die Küche,  wir haben ein Bier getrunken und Brot und Wurst gegessen. Er ist hotelier und Küchenchef eines wellnesshotels in Freiburg . Schon der zweite Küchenchef. Netter typ.

Das erste mal, dass um 22 uhr keine nachtruhe ist. Schade. Das weltliche leben rückt näher.

Freitag, 12. Mai 2017

12.5.2017 sobrado dos monxes - arzua 22,3 km

Noch 62,1 km bis nach santiago!

9 uhr Start. Regnet es, regnet es nicht?  

Die vorhersagen sind schlecht. Kein gutes Gefühl,  aber ich freue mich,  nach 10 km trocken in boimorto in einer bar angekommen zu sein. Dort mache ich über eine Stunde Rast und  kündige per mail mein Arbeitsverhältnis bei der seniorenbetreuung. Fühl mich erleichtert.  Dann geht's weiter. Nach 5 km ziehen schwarze Wolken auf.  Ich gehe weiter. Die ersten tropfen kommen.  20 m vom weg entfernt steht ein Neubau eines Einfamilienhauses mit einem Vordach. Ich steige über Wiesen und bauschutt, um mich unterzustellen. Da kommt ein Auto und der Autofahrer, ein Spanier, redet mit mir. Ich denke, er will mir zu verstehen geben,  dass das nicht erlaubt sei. Aber ich erkenne,  dass er mir anbietet, mich mitzunehmen.  So schnell ich kann,  hopse ich wieder auf den Weg,  Rucksack in den Kofferraum, reingesetzt, Tür zu und ..... da fängt es nur so an zu schütten. Hab ich ein Glück. Mit engelsflügel  komme ich im Trocknen voran. Wir fahren an den anderen Pilgern vorbei (auch an natalie, aber er hat keinen Rücksitz und ich ksnn kein spanisch und er kein englisch) und ich habe ein bisschen "schlechtes Gewissen" (aber nur ein ganz kleines bisschen).

Es ist 14.30 uhr und  ich warte auf Natalie. Wir gehen zusammen in die Pension arzua. Kleine saubere helle Pension mit 14 Betten und frischem Bettzeug. 10 €. Wir sind jetzt genau da, wo sich der camino frances und der camino north sich treffen. Jetzt wird die Zahl der Pilger zunehmen. Man sieht es schon an dem großem Angebot der albergen.

Nach Ausruhen und duschen gehen wir essen und  treffen msrio und tobias. Wir verbringen eine gute und unterhaltsame zeit mit ihnen. Mario meint,  dass es auch Gegenströmungen geben würde,  dass es nicht zu einer  Vermarktung des pilgerns führen sollte,  also mit guten teueren hostels, immer mehr privaten Herbergen und der Grundgedanke der bescheidenheit und Spiritualität zu kurz komme. Mario hat spanisch studiert und es war sehr bereichernd.

Essen hat mir heute nicht geschmeckt und war zu teuer (15€).

Heute nur wenig Bilder.  Ein maisspeicher, der mich immer wieder fasziniert und ein waschhaus von 1998. Die sieht man so oft, dass  ich mich frage, ob da wirklich noch Wäsche gewaschen wurde 1998. Von 1930 hab ich auch eins gesehen. 

Donnerstag, 11. Mai 2017

11.5.2017 miraz - sobrado dos monxes 25,7 km

Die sechste Woche beginnt!

Es regnet! Ich habe null bock. 25,7 Km. Um 8.30 uhr stiefel ich los und es tröpfelt recht wenig, dass ich Hoffnung schöpfe,  es hört wieder auf.  Hatte ich doch fünf Wochen Glück mit Sonnenschein.

Der Weg führt durch eine großflächige Heidelandschaft, die ich bestimmt bestaunt hätte, wenn die Sonne schiene und die Heide blühte. Ich nehme unzufrieden den Regen wahr, der nicht mehr tröpfelt, sondern plätschert und irgendwann schüttet. Hosen nass, Socken nass, Schuhe nass.  Keine Unterstellmöglichkeit - nur freie Fläche  - kein entrinnen. "Wenn ich doch wenigstens unterhaltung hätte. Dann vergeht die zeit schneller", denke ich. Nach 10 km kommt die erste bar, auch eine kleine alberge. Nass und kalt trete ich ein.  Steve, der tätowierte, der Ami und eine junge Frau aus der Herberge von gestern sind auch da. Komme mit der Frau,  namens Natalie, 28 jahre, vom Bodensee, ins Gespräch. Die drei Männer verabschieden sich und bd steve kommt noch mal zurück und gibt mir eine "tigersalbe", die gut für meine rückenbeschwerden sein sollen.  Wer weiß eigentlich noch nicht, dass ich Rücken hab?

Natalie sagt, sie warte noch,  bis die weg sind,  weil sie den tätotovierten so unsympathisch findet. Ich auch!  Wir lästern ein bißchen ab. Es hat aufgehört zu regnen und ich frage Natalie,  ob wir ein Stück zusammen gehen wollen. Sie findet das gut und nun hab ich schon wieder so ne junge neben mir. Alte sind rar gesät. Wir ziehen noch weitere acht km gemeinsam los, die Sachen werden trocken,  leider auch immer wieder nass. Die Schuhe und Füße bleiben quatschnass. Wir erreichen die höchste Stelle des küstenweges mit 714 m. Die Stelle ist uns gar nicht aufgefallen. Es gefällt mir,  mit Unterhaltung zu gehen. Wenn dieser scheiss regen nicht wäre und ich eine gute regenhose an hätte  (hätte hätte hätte ) wäre alles kein Problem gewesen. Na ja, die nächste bar kam nach 20,6 km und dort habe ich mir für die letzten sechs km ein Taxi bestellt  (10 €). Too much!

Herrlich. Herberge und ein Bett zum aussuchen (10 €).  Und das schöne ist, die haben einen schuhschrank mit beheizten Fächern, so dass ich morgen trockene schuhe habe. Leider war die dusche nicht heiß. Na ja.

Abends war ich mit Natalie un d einem Italiener ein Bier trinken. Das war sehr entspannend und Natalie hat mir gesagt, dass sie gern mit mir zusammen ist und mit mir redet.  Das hat mir natürlich gut getan.